Die Positionierung
der Woche
Wenn Gabriele Susanne Kerner am 24. März ihren 60. Geburtstag begeht, wie alt ist dann die Marke NENA?
Zugegeben, eine seltene Frage. Hoffentlich nicht selten dämlich, sondern überraschend anders. Mein Blickwinkel in diesem Blog ist ja die Frage, wie sind Marken positioniert und was macht Produkte zu Marken. Und um hier gleich eine beruhigende Erkenntnis zu senden: Mensch und Marke Nena sind ziemlich deckungsgleich. Authentisch - das Geheimnis aller starken Marken.
Ich habe mich dennoch weiter beschäftigt mit dem Phänomen NENA. Nahezu gleichalt, habe ich ihren Weg zumindest interessiert mitbekommen in den letzten 38 Jahren. Ich kenne also nur die Künstlerin und das öffentliche Auftreten – und genauso entwickeln sich Marken. Die äußere Wahrnehmung prägt ein Image, noch wichtiger sind allerdings die Haltungen und Handlungen der Kunden, denn eine Marke entsteht ausschließlich durch Kundenbeziehung, sonst wäre es lediglich ein bekanntes Produkt.
Soweit zur Theorie. Zurück zu NENA. Sind Fans also Kunden? Na klar, zumindest wenn es um die wirtschaftliche Seite geht. Ohne kaufende Fans bliebe es eine brotlose Kunst. Und Fans finden vielfältige Angebote vor: nicht nur Platten, CDs oder Downloads, sondern auch Konzerte, Videos und allerlei Merchandising Artikel.
Nena hat als Künstlerin Aufs und Abs erlebt, wenn ich das so sagen darf. Zumindest was die Resonanz angeht und der vielleicht auch durch Verkaufszahlen, Charts, Clicks oder Media Impressions messbaren Performance. Für sie selbst wird das gar nicht so wichtig sein. Kurven gehören zum Leben, alles andere wäre ihr langweilig. Sie wird wohl auch sagen, dass sie die nach außen ruhigeren Zeiten für sich genutzt hat. Bewusstes Leben, sich selbst gerecht sein, ist ihre wahrscheinlich größte Triebfeder. Und sie lebt es vor, bezieht Stellung, engagiert sich. Nicht von allen wird sie verstanden. Ganz normal.
So auch in der Musik. Musik ist Geschmackssache, es gibt fast keine Branche, in dem jede*r Einzelne das so persönlich für sich bewerten kann. Musik produziert Stimmungen und Überzeugungen ganz direkt. Und Musik solidarisiert. Fans untereinander, miteinander.
Sie hat eine Welle losgetreten, damals 1982. Nein, nicht die neue Deutsche Welle. Zeitlich gehörte sie da rein, aber sie war viel mehr als diese fröhlichkeitsgetrimmte, jugendliche Schlagerform. Es wurde eine NENA Welle. Mit dem ersten Auftritt im roten Minirock hatte sie uns. Als Gesamtkunstwerk. Es war ein Statement, sie traf den Geist der Zeit. Selbstbewusst, frech aber positiv. Doch nicht zu vergessen, es war eine Band, sie plus vier männliche Musiker. Sie alle gaben sich den Namen NENA, die Persönlichkeit Nena muss also schon damals eine überzeugende Marke gewesen sein.
Als Solokünstlerin wurde sie variabler - experimentierfreudiger. Songs für Kinder entsprachen ihren späteren pädagogischen Idealen, internationale Arrangements erweiterten ihren Horizont. Die Welle ebbte ab und wieder auf. Und wiederholte sich auf ein Neues. Sie hat Fans verloren und zurückgewonnen. Und auf ihrem Weg immer auch Neue begeistert. Sie blieb immer irgendwie aktuell, immer schaffend. Und immer auch ein Vorbild an aktiver Freude. Nicht jeder hat sie verstanden, nicht von allen wird sie gemocht. Sie steht für Individualität und gleichzeitig für ein soziales Miteinander. Doch auch wer diese konsequenten Botschaften nicht annehmen kann, in ihrer Musik klingt die Chance, ein Stück dieser lebensfreudigen Gedankenwelt anzunehmen. Das vermittelt uns Nena immer wieder. Es entspricht ihrer Persönlichkeit.
Ich kann also meine Frage eindeutig beantworten: auch die Marke NENA wird 60 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch, Nena.
Tags: Kultur
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